3.     Was bedeutet der Begriff Freifunk,und welche Idee steckt dahinter?

Freifunk Mainz ist eine Bürgerinitiative, die ein freies WLAN-Netz aufbaut. Jedermann kann das WLAN kostenlos und ohne Anmeldung nutzen. Es handelt sich dabei um ein Mitmachnetz, d.h. jeder kann und soll das Netz auch erweitern. Dazu muss man sich nur einen entsprechenden WLAN-Router besorgen (schon ab ca. 25€) und darauf die kostenlose Freifunk-Software installieren. Das dauert ca. 10 Minuten. Dann steckt man den Freifunk-Router in seinen Internet-Anschluss und schon teilt man sein Netz mit Anderen. Die Freifunk-Router verbinden sich auch automatisch mit anderen Freifunk-Routern in der Umgebung. So entsteht ein unabhängiges, dezentrales Netz, das sich immer weiter ausbreitet - von Wohnung zu Wohnung, von Haus zu Haus und von Stadt zu Stadt. Im Unterschied zu kommerziellen Hotspot-Anbietern, befindet sich das gesamte Freifunk-Netz in der Hand der Nutzerinnen und Nutzer.

1.     Freifunk Mainz ist eineingetragener Verein. Wer und was steckt dahinter?

Zur Förderung von Freifunk in der Region haben wir außerdem den Freifunk Mainz e.V. gegründet. Uns ist aber wichtig zu betonen, dass man kein Vereinsmitglied sein muss, um bei Freifunk mitzumachen. Freifunk ist ein Netz für Jede und Jeden. In Mainz, Wiesbaden und Umgebung machen schon fast 600 Menschen mit, betreiben einen eigenen Freifunk-Router und teilen so ihr Netz mit Anderen.
 
2.     Wofür hat man eine Vereinsstruktur gewählt?

Der Verein fördert den Ausbau von Freifunk in der Region und unterstützt Kongresse und Konferenzen, bei denen es um Bürgerdatennetze geht. Mit unseren Mitgliedsbeiträgen und Spenden ermöglichen wir auch den Zugang zum Netz für sozial oder finanziell Benachteiligte. Aktuell setzen wir uns sehr dafür ein, dass auch die Menschen, die auf der Flucht zu uns kommen, einen Zugang zum Netz bekommen. Sie haben natürlich besonderen Kommunikationsbedarf, brauchen dringend Kontakt mit der Heimat und können sich übers Internet auch hier besser zurechtfinden und z.B. kostenlose Deutschkurse absolvieren. 

4.     Welcher Kontrolle obliegt dasPrinzip?

Das Freifunk-Netz kann von Jeder und Jedem genutzt werden. Man muss kein Passwort eingeben und sich auch nirgends registrieren. Wer ein "Freifunk"-WLAN sieht, ist herzlich eingeladen, dieses zu benutzen. Wir Freifunker halten es für sehr wichtig, dass Kommunikation auch anonym stattfinden kann und dass man keine privaten Daten preisgeben muss, um das Internet nutzen zu können so wie es bei vielen kommerziellen Anbietern der Fall ist. Wir wollen auch niemanden beim Surfen über die Schulter gucken. Netzneutralität und Datenschutz sind uns ein großes Anliegen.

5.     Kann ich, wenn ich in ein Freifunk-Netzwerkeingeloggt bin, bedenkenlos zum Beispiel Online-Banking tätigen?

Das Freifunk-Netz ist ein offenes WLAN, und daher nur so sicher bzw. so unsicher wie jedes andere offenes WLAN auch - z.B. in einem Café oder Hotel. In einem offenen WLAN müssen Nutzerinnen und Nutzer immer besonders vorsichtig sein und sich gut absichern. So kann man sich z.B. schützen, indem man vom Handy aus eine verschlüsselte VPN-Verbindung zu einem sicheren Ort aufbaut. Das Mindeste ist aber, dass man darauf achtet, dass alle Verbindungen immer verschlüsselt sind: Im Browser sollte man z.B. immer 'https' statt nur 'http' verwenden. Auch beim Abrufen von E-Mails gibt es entsprechende Sicherheitseinstellungen. Beim Online-Banking kommt es auch drauf an, wie man dies tut. Hier gibt es sicherere und weniger sicherere Verfahren. Grundsätzlich sollte man in jedem offenen Netz vorsichtig sein und Im Zweifel aufs Online-Banking verzichten.

6.     Gibt es Rückmeldungen/Zahlendarüber, ob und wie sozial benachteiligte Personen Freifunk nutzen?

Wir bekommen auch Anfragen von Menschen, die sich keinen Internet-Anschluss leisten können und unterstützen sie, wo wir können. Mit Freifunk ist es ja ein Leichtes, seinen Nachbarn einen Teil seiner eigenen Bandbreite abzugeben. Auch bekommen wir oft positives Feedback, wenn jemand irgendwo in der Stadt, in einem Café oder bei einem Festival den Freifunk einfach kostenlos nutzen kann. Da wir keine Daten über unsere Nutzer erheben, haben wir keine Daten über die persönlichen Hintergründe der Menschen, die Freifunk nutzen,. Täglich greifen aber zwischen 700 und 900 Personen auf unser Netz zurück (Statistik-Grafik: http://map.freifunk-mwu.de/data/nodes/globalGraph_365d.png ).
 
7.     Wie sieht die Abdeckung in denMainzer Flüchtlingsheimen aus?

Viele Mainzerinnen und Mainzer unterstützen Geflüchtete in ihrer direkten Umgebung, indem sie einen Freifunk-Router aufstellen. Auch 6 der großen Unterkünfte sind bereits mit Freifunk versorgt, weitere in Planung. Hier unterstützen wir die Hilfsorganisationen gerne beim weiteren Ausbau und beim Kauf und Aufbau der Technik. Teilweise gibt es vor Ort allerdings nur eine schlechte Internet-Verbindung. Wir bauen daher derzeit auch ein Backbone-Netz auf. Das ist ein Hochgeschwindigkeitsnetz über den Dächern der Stadt. Damit machen wir uns unabhängig von den Internet-Anschlüssen vor Ort. Auch im Mainzer Umland gibt es viele größere und kleinere Flüchtlingsunterkünfte, wo es Freifunk gibt. Oft sind es auch die Menschen vor Ort, die ihr Netz so auf einfache Weise mit den Geflüchteten teilen. Freifunk ist die ideale Technik dafür.
 
8.     Wie kann man mitmachen? Welche Vorteile ergeben sich für den Teilnehmer, und hat er, beispielsweise durchentstehende Kosten, auch Nachteile davon?

Mitmachen kann Jede und Jeder! Am Einfachsten, indem man sich einen Freifunk-Router zuhause aufstellt. Die Kosten dafür sind inzwischen sehr gering geworden: Schon ab 25€ (einmalig) bekommt man ein Gerät. Die Stromkosten sind mit ca. 10€ pro Jahr eher vernachlässigbar. Und die freie Software stellen wir auf unserer Webseite natürlich kostenlos bereit. In nur 10 Minuten kann man Teil des Freifunk-Netzes sein, wenn man will! Außerdem freuen wir uns natürlich über tatkräftige Unterstützung. Wir können alle Kompetenzen sehr gut gebrauchen, vom Software-Entwickler über den Elektriker oder den Grafiker bishin zum Industrie-Kletterer oder Amateurfunker. Das Aufgabenspektrum beim Freifunk ist sehr breit.  Wir treffen uns regelmäßig einmal im Monat. Zu guter Letzt freuen wir uns natürlich immer auch sehr über neue Mitglieder oder Spenden für unsere Arbeit.
 
9.     Wie steht es, verglichen mit den anderen teilnehmenden Städten, um den Erfolg in Mainz? Wird ein engmaschigesNetz zustandekommen, bzw. ist dies schon der Fall?

Freifunk-Communitys sprießen derzeit bundesweit aus dem Boden: In über 200 Gemeinden gibt es jetzt schon Freifunkerinnen und Freifunker, die freie Netze aufbauen. Insgesamt über 20.000 freie WLAN-Hotspots sind so in den letzten Jahren entstanden. In unseren Augen ein großer Erfolg. Schließlich machen wir alle das ja ehrenamtlich und in unserer Freizeit. Im Mainzer Netz haben wir jetzt schon über 350 Freifunk-Knoten - und jede Woche kommen neue dazu. Auf einer Karte im Internet kann man sich über den nächsten Knoten informieren (http://map.freifunk-mainz.de).  Alle Freifunk-Communities sind auch technisch miteinander vernetzt. Hier in der Region arbeiten wir sehr eng mit den Freifunkern aus Wiesbaden, Bingen und Rheinhessen zusammen. Durch die geographische Nähe wachsen die Netze schon jetzt zusammen. Freifunk verbindet! ;-)
 
10.  Was sind Ihre Ziele und Pläne für die Zukunft?

Unsere Vision ist natürlich ein möglichst flächendeckendes Freifunk-Netz. Dies wird aber wohl noch ein paar Jahre dauern. Unser Ziel ist es daher, in den nächsten Jahren vor allem die Abdeckung mit Freifunk-Knoten zu erhöhen. Demnächst haben wir 600 Freifunk-Knoten in Mainz, Wiesbaden und Umgebung. Und wir wünschen uns, dass noch viel mehr Menschen mitmachen und einen Teil ihres Internets allen zur Verfügung stellen. Seien wir ehrlich: Die meisten von uns nutzen ihr Internet zuhause sowieso nur einen Bruchteil des Tages. Zusammen können wir ein tolles Netz schaffen - und dann überall und jederzeit online gehen, wenn wir Informationen brauchen, Nachrichten checken oder einfach nur nach dem Weg schauen wollen.

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